Faszien – altbekannt und neu entdeckt
Der Begriff Faszien wurde schon in einem medizinischen Fachartikel aus dem Jahr 1814 verwendet – also zu Lebzeiten Napoleons. Bereits damals war bekannt, dass die Faszien eine Trennschicht zwischen den Muskeln sind und auch für die Bewegung eine Rolle spielen. Kurz: Sie wurden als Bindegewebe betrachtet.
Faszien legen sich wie ein Netz um Deine Muskulatur
Das ist auch heute noch gültig – Faszien sind aber viel mehr, wie man heute weiß. Sie trennen Muskeln nicht nur, sondern bilden eine Hülle oder Schicht aus Bindegewebe mit der Aufgabe, Organe oder Muskeln zu befestigen, von anderen Körperteilen abzutrennen und gegebenenfalls einzuschließen. Sie sind quasi ein Netz, das sich rund um Deine Organe und um Deine Muskulatur legt. Daher spricht man in der Medizin auch weniger von Faszien, als vielmehr vom Fasziensystem. Wie ein Spinnennetz aus Fasern verbindet es Muskeln mit Knochen, ist Teil des Bewegungsablaufs und unterstützt sogar die Weiterleitung von Nervenreizen. Ziemlich vielseitig also, diese Faszien.
Vielseitige Fasern: Halt geben und Muskeln umhüllen
Was geschieht, wenn die Faszien ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen können? Und wie kommt es dazu? Faszien müssen zugleich stabil und elastisch sein. Verlieren sie ihre Gleitfähigkeit, verkleben sie. Ursache davon kann sowohl ein Mangel an Bewegung als auch ein übertrieben intensives Training sein. Weitere Risikofaktoren sind Stress oder Verletzungen. Generell steigt in höherem Alter auch die Gefahr, dass die Faszien an Elastizität verlieren und verhärten oder verkleben.
Was passiert, wenn die Faszien nicht mitspielen?
- Sie geben Deinem Körper Halt, indem sie dafür sorgen, dass Knochen, Muskeln und Organe alle an ihrem Platz bleiben.
- Sie umhüllen Muskeln und Organe und schützen sie so vor schädlichen Krankheitserregern.
- Sie helfen durch die Übertragung von Nervensignalen, das Gehirn über Schmerzen oder Bewegungen zu informieren.
- Sie wirken als Stoßdämpfer, da sie Muskeln und Organe stützen und so plötzliche Bewegungen abmildern.
Muskelkater und Faszien
Auch Entzündungen können das Fasziensystem beeinträchtigen. Da gerade tiefliegende Faszien viele Schmerzrezeptoren besitzen, kann das sehr starken und anhaltenden Schmerz verursachen. Eine Ausprägung davon kennen wir alle: Muskelkater. Der heilt zwar schnell, hat seine Ursache aber auch in Faszien, die durch Überbeanspruchung verletzt wurden.
Faszien gezielt trainieren
Es gibt eine gute Nachricht: Du kannst die Faszien unterstützen, damit sie so lange wie möglich funktionstüchtig bleiben. Dazu gibt es das Faszientraining.
Faszientraining: Die Vorteile
- Deine Muskeln können effizienter arbeiten und haben ein geringeres Verletzungsrisiko.
- Dein Körper regeneriert schneller.
- Du kannst Dich geschmeidiger bewegen.
- Du kannst damit manche Formen von Schmerzen reduzieren oder sogar dauerhaft loswerden.
Für wen ist Faszientraining geeignet?
Das Gute am Faszientraining: Es richtet sich an jeden, der seine Gesundheit verbessern will. Ob Büromensch, Amateur- oder Profisportler, ob Jugendlicher oder Generation 50+ – die Übungen kannst Du zu Hause und in Deiner individuellen Geschwindigkeit bzw. Deiner eigenen Intensität durchführen. Sie eignen sich daher für jeden Menschen.
Was brauchst Du fürs Faszientraining?
Zum Start benötigst Du nicht viel mehr als Motivation und eine Faszienrolle oder einen Faszienball. Für welches der beiden Geräte Du Dich entscheidest, hängt grundsätzlich von Deiner Vorliebe ab. Meist sind Faszienrollen größer, wodurch Du schneller größere Muskelbereiche mit Deinen Übungen abdecken kannst.
Faszienrollen sind größtenteils zylinderförmig, aus Hartschaum und zwischen 30 und 45 Zentimeter lang. Dadurch nehmen sie nicht viel Platz weg und können auch bequem auf Reisen mitgenommen werden. Wer will, kann sich auch eine Faszienrolle mit Vibrationsfunktion zulegen, was den Massageeffekt verstärkt.
Wie funktioniert das Faszientraining?
Da Bindegewebe intensiv auf Druck, Ziehen und Massage reagiert, solltest Du langsam starten. Das Fasziensystem umspannt den gesamten Körper. Daher kannst Du auch alle Bereiche mit dem Training abdecken. Das solltest Du auch – Schmerzen können ausstrahlen und haben ihre Ursache nicht immer an genau der Stelle, die tatsächlich schmerzt.
Achtung: Gerade zu Beginn können die Übungen durchaus weh tun. Das ist in Ordnung. Qual darf es aber keine sein: Bei stechendem oder starkem Schmerz brich die Übung bitte ab.
5 Top-Übungen für Deine Faszien
- Po-Bereich: Setz Dich auf Deine Rolle und halte den Rücken möglichst gerade. Die Wirbelsäule solltest Du möglichst gerade halten. Bewege Dich nun vor und zurück. Die Füße gehen dabei mit. Lass Dir ruhig Zeit, Faszien entspannen sich langsam.
- Schulter-Bereich: Ähnlich funktioniert das Training für die Schulter. Die Rolle liegt Höhe der Schulterblätter. Jetzt überkreuzt Du die Arme vor der Brust. Mache leichte Bewegungen, um die Schulter zu massieren.
- Waden-Bereich: Auch hier sitzt Du auf dem Boden. Stützt Dich mit den Armen hinter Dir auf. Mit ausgestreckten Beinen rollst Du langsam vor und zurück.
- Fuß-Bereich: Stelle Dich mit einem Fuß auf die Rolle. Verlagere Dein Körpergewicht auf diesen Fuß und bewege die Rolle durch Druck vor und zurück. Wechsle immer wieder zwischen starkem und leichterem Druck. Dann wechsle auf den anderen Fuß.
Unser Tipp: Am besten lässt Du Dir die Übungen von einem Profi vorzeigen, der Dir auch gleich passende Dehnübungen und Massagegriffe empfehlen kann. Dann steht Deinem Training zu Hause nichts mehr im Wege.
Faszien: Auch die Ernährung ist wichtig
Wichtig zu wissen
Leidest Du an Beschwerden, bestimmten Erkrankungen oder vermutest Mangelerscheinungen? Dann suche bitte unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt auf, um das zu besprechen.