Was ist Schulangst und was kann man dagegen tun?

Überforderung, Schüchternheit oder Mobbing: Schulangst kann durch verschiedene soziale und psychologische Faktoren ausgelöst werden. Betroffene Kinder wollen häufig nicht mehr in die Schule gehen oder bekommen körperliche Beschwerden. Erfahre jetzt im NovoDaily Ratgeber, was Kindern bei Schulangst hilft und wie die Kinder gestärkt werden können.
Schulangst: Was kann man dagegen tun?

Inhalt

Was ist Schulangst?

Schulangst gilt als Angststörung, die im schulischen Kontext entsteht.

Der tägliche Gang in die Schule kann für manche Kinder stark mit Angst behaftet sein. Etwa 5 Prozent aller Kinder im schulfähigen Alter leiden unter der sogenannten Schulangst. Besonders gefährdet sind Schulkinder im Alter von 5 bis 11 Jahren.

Das Geschlecht ist hierbei nicht entscheidend. Sowohl Jungen als auch Mädchen können von dieser Angststörung betroffen sein.

So äußert sich Schulangst

Eine Schulphobie liegt dann vor, wenn die tägliche Schulpflicht psychische und psychosomatische Reaktionen beim Kind verursacht.

  • Folgende Verhaltensweisen und körperlichen Symptome weisen auf eine mögliche Schulangst hin:
  • Das Kind weigert sich, morgens aufzustehen, trödelt herum oder verweigert den Weg zur Schule.
  • Häufig treten zudem tatsächlich physische Erkrankungen, wie Kopf- und Bauchschmerzen, Unwohlsein, Schwindel, Kreislaufschwäche oder Durchfall auf.
  • Auch Verhaltensauffälligkeiten, wie Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder Stimmungsschwankungen, können auf ein bestehendes Angstgefühl hinweisen.

Eltern sollten in der Lage sein, die grundlegende Ursache und ersten Anzeichen von Schulangst bei ihrem Kind erkennen zu können. Je früher die Angst vor der Schule erkannt wird, desto besser wird eine Pathologisierung dieser Ängste vermieden.

Mögliche Ursachen der Schulangst

Die Ängste in Bezug auf die Schule können von verschiedenen Faktoren ausgelöst werden. Diese können in psychologische und soziale Stressfaktoren unterteilt werden.
Schulangst bei Kindern

Schulangst: Psychologische und soziale Ursachen

Eine große Rolle bei den psychologischen Ursachen spielen scheinbar unerfüllbare Leistungsansprüche oder Überforderung und Stress durch Leistungsdruck.

Bei den sozialen Aspekten, die Angst vor dem Gang zur Schule verursachen können, sind zu nennen:

  • Mobbing
  • Scheu vor Sozialkontakten
  • Schwierigkeit, Freundschaften zu knüpfen

Anzeichen und Ursachen von Leistungsangst

Der Angst vor dem Schulbesuch kann eine Furcht vor gestellten Leistungsanforderungen zugrunde liegen. Diese äußert sich bei betroffenen Kindern besonders durch eine starke Prüfungs- und Versagensangst.

Psychische und psychosomatische Anhaltspunkte hierfür können sein:

  • Aufregung schon lange vor anstehenden Prüfungen
  • Große Sorgen vor schlechtem Abschneiden
  • Bedrückte und besorgte Grundstimmung
  • Körperliche Beschwerden wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall am Morgen des Prüfungstages, Schweißausbrüche oder Zittern

Überforderung? Leistungsschwäche? Lernstörung?

  • Versagensängste sind meist Ausdruck von Überforderung. Mögliche Auslöser hierfür sind nicht aufgeholte Wissenslücken durch einen Schulwechsel oder lange Krankheit, die Wahl einer ungeeigneten Schulart oder überzogene Erwartungen durch die Eltern.
  • Ebenso können individuelle Leistungsschwächen oder Lernstörungen, wie eine Lese-Rechtschreibstörung, eine Rechenschwäche oder eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) die Ursache sein.

Anzeichen und Ursachen von sozialer Angst

Betroffene Kinder, mit einer durch soziale Ängste bedingten Schulangst, haben häufig große Sorge, sich zu blamieren oder eine peinliche Situation zu erleben. Die körperlichen und psychischen Symptome hierfür für sind ähnlich wie bei der Leistungsangst.

Zusätzlich sind folgende Besonderheiten möglich:

  • Scham, Angst vor Publikum und eine ausgeprägte Verlegenheit.
  • Extreme Schüchternheit beim Umgang mit anderen oder fremden Menschen.
  • Vermeidung von Blickkontakt bei Gesprächen.
  • Leise, undeutlich oder leicht stotternde Sprache.
  • Vermeidung von sozialen und außerschulischen Aktivitäten.

Gründe für soziale Angst sind in der Regel die Furcht von Bewertungen und Kritik, bedingt durch ein geringes Selbstwertgefühl.

Sind Kinder sozial unsicher, haben sie ein erhöhtes Risiko dafür, von Klassenkameraden gemobbt zu werden oder körperliche Gewalt zu erleben.

Was hilft gegen Schulangst?

Liegt eine Schulphobie vor, ist die Hilfe für betroffene Kinder meist komplex und vielschichtig. Generell gilt, dass die zugrundeliegende Angst im schulischen Kontext entstanden ist und daher auch vor Ort wieder abgebaut werden sollte.

Hierfür ist im schulischen Umfeld eine gezielte Zusammenarbeit von Kindern, Eltern, Lehrpersonen und bei Bedarf Schulpsychologen oder Psychotherapeuten, notwendig.

Mögliche Hilfestellungen bei Leistungsangst

  • Eine Leistungs- und Intelligenzdiagnostik ist empfehlenswert, um eine schulische Überforderung auszuschließen. Anschließend sollten zusammen mit dem Kind neue und erreichbare Ziele definiert werden, um Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.
  • Bei Leistungsangst ist zudem die Lehrperson besonders gefragt: Eine verständnisvolle und individuelle Anleitung sowie eine beruhigende und ermunternde Ansprache ist eine große Hilfe für das betroffene Kind.
  • Besteht die gezeigte Leistungsüberforderung bereits in der Grundschule, sind gezielte Fördermaßnahmen durch Förderunterricht oder Nachhilfe empfehlenswert. Wenn weiterhin Prüfungsangst und Lernblockaden auftreten, kann außerdem eine kognitive Verhaltenstherapie durch den Facharzt helfen, in der das Kind neue Techniken lernt, um mit seinen Ängsten gelassene rumzugehen.

Mögliche Hilfestellungen bei sozialer Angst

Besteht bei Kindern ein soziales Defizit, sind Lehrer, Eltern und Freunde gleichermaßen gefragt. Dem betroffenen Kind sollte die Schulsituation erleichtert werden, um einen sozialen Rückzug zu verhindern. Wichtig hierfür sind viele positive Erfahrungen im sozialen Miteinander, beispielsweise durch angeleitete Gruppenarbeiten oder Spiele. Diese können zum behutsamen Abbau der Schüchternheit beitragen.

Dabei gilt es unbedingt zu verhindern, dass Kinder für Ihre Schüchternheit von Mitschülern gehänselt werden. Besteht bereits eine akute Mobbingsituation, sind zur Konfliktbewältigung Gespräche mit allen Beteiligten notwendig. Zudem ist ein Angebot von speziellen Trainings zur Konflikt- und Stressbewältigung für Schüler empfehlenswert. Auch für Eltern gibt es besondere Informationsangebote zu diesen Themen.

In besonders gravierenden Fällen sollte ein Facharzt konsultiert werden, der eine spezifische Angstanamnese durchführt.

Wie können Eltern helfen?

Eltern sollten ihr Kind und seine Beschwerden und Ängste stets ernst nehmen. Wenn keine körperlichen Erkrankungen vorliegen, sollten sie dem Wunsch des Kindes, dem Unterricht fernzubleiben, nicht nachkommen. Denn wenn das Fernbleiben gestattet wird, ist das zwar eine kurzzeitige Erleichterung für das Kind, es trägt jedoch nicht dazu bei, die Schulangst zu verringern. Auch körperliche Beschwerden sollten deswegen kein Grund für eine dauerhafte Schulverweigerung sein.

Nicht die eigenen Wünsche aufs Kind projizieren

Wichtig ist zudem, dass Eltern keine eigenen Wünsche oder Vorstellungen auf ihr Kind projizieren. Ein Schulbesuch sollte Kinder nicht unter Druck setzen. Dies ist vorrangig beim Übergang in die weiterführende Schule ein wichtiger Aspekt. Hier ist eine angemessene Beurteilung der Leistung gefragt. Eltern sollten sich stets ins Gedächtnis rufen, dass der sofortige Besuch eines Gymnasiums nicht zwingend notwendig ist. Auch nach dem Hauptschul- oder Realschulabschluss kann noch das Abitur abgelegt und ein Studium begonnen werden.

Zudem gilt: Dem Kind sollten – bis auf einzelne Ausnahmefälle – bei Angst keine beruhigenden Medikamente verabreicht werden. Es ist sonst nicht in der Lage, eigene Strategien und Verhaltensmuster zu entwickeln, um angstauslösende Situationen zu bewältigen.

Wann ist psychologische Unterstützung nötig?

Eine Schulphobie kann zu ernsthaften psychischen Erkrankungen führen. Depressionen, emotionale Störungen, andere Angststörungen oder Panikstörungen können die Folge sein. Diese äußern sich dadurch, dass im Alltag Probleme auftreten, die nicht mit der Schule in Zusammenhang stehen.

Wenn sich die Schulangst durch die oben genannten Maßnahmen nicht bessert, sollte daher möglichst zeitnah eine Psychotherapie begonnen oder ein Schulpsychologe hinzugezogen werden.

Wichtig zu wissen

Leidest Du an Beschwerden, bestimmten Erkrankungen oder vermutest Mangelerscheinungen? Dann suche bitte unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt auf, um das zu besprechen.

Quellen

MSD-Manual – Ausgabe für Patienten: Schulangst (letzte Überarbeitung: 2021). URL: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/verhaltensst%C3%B6rungen-bei-kindern/schulangst (zuletzt aufgerufen am: 26.08.2022).

Neurologen und Psychiater im Netz – Ursachen, Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten bei Schulangst (letzte Überarbeitung: k.A.). URL: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/kinder-jugendpsychiatrie-psychosomatik-und-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/schulvermeidung-schulangst-schulphobie-schuleschwaenzen/schulangst (zuletzt aufgerufen am: 26.08.2022).

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