Vitamin-D-Mangel: Welche Symptome gibt es?

Experten gehen davon aus, dass fast 60 Prozent der Deutschen nicht ausreichend mit Vitamin D versorgt sind.¹ Vor allem in den Regionen des Nordens mangelt es Menschen in den winterlichen Monaten an Vitamin D. Da ist die Versuchung groß, präventiv Vitamin-D-Präparate zu nehmen. Mediziner sind sich überwiegend einig, dass die Vitamin-D-Zufuhr für bestimmte Gruppen sehr sinnvoll sein kann. Aber wer gehört nun dazu? Wann liegt ein Vitamin-D-Mangel vor?
Vitamin-D-Mangel: Welche Symptome gibt es?

Inhalt

Warum ist Vitamin D so wichtig für unseren Körper?

Vitamin D ist im eigentlichen Sinne kein Vitamin , weshalb die Bezeichnung etwas in die Irre führt. Eigentlich handelt es sich ein Provitamin, das erst noch umgewandelt werden muss, damit unser Körper es nutzen kann. Vitamin D ist an sehr vielen Regulationsprozessen im Körper beteiligt.

  • Zum einen fördert es die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus dem Darm und ist deshalb essenziell für den Aufbau von Zähnen und die Knochengesundheit.
  • Zum anderen ist es wichtig für das Immunsystem.


Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass Vitamin-D-Mangel u.a. zu Diabetes mellitus Typ 2 und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemerkrankungen oder Infektionen führen könne.² Pharmazeutische Unternehmen dürfen aber ausdrücklich nicht damit werben, dass die Zufuhr von Vitamin D Krankheiten wie beispielsweise Krebs, Diabetes, Multiple Sklerose oder kardiovaskulären Erkrankungen vorbeuge, denn diese Wirkung ist nicht wissenschaftlich belegt.

Wie erkenne ich einen Vitamin-D-Mangel?

Unser Körper benötigt einige Stoffe, die er selbst nicht oder zumindest nicht ohne Zutun herstellen kann. Hierzu zählt auch Vitamin D. Der menschliche Organismus kann Vitamin D nur herstellen, wenn die Haut direkt der UV-B-Strahlung der Sonne ausgesetzt ist. Deshalb wird Vitamin D auch Sonnenvitamin genannt.

Die Ärztegemeinschaft diagnostiziert in der Regel einen Vitamin-D-Mangel, wenn einige der folgenden Symptome zutreffen: 

  1. Rachitis bzw. Osteomalazie (Störung des Knochenaufbaus, Knochenerweichung)
  2. Knochenschmerzen und Rückenschmerzen
  3. Verzögertes Schließen der Fontanelle bei Kleinkindern
  4. Müdigkeit
  5. Muskelschmerzen
  6. Depressionen
  7. Gestörte Wundheilung
  8. Konzentrationsschwäche
  9. Haarbruch sowie -ausfall
  10. Anfälligkeit für Infekte

1. Rachitis

Rachitis bezeichnet eine Störung der Knochenentwicklung bei Babys, die Knochenerweichungen verursachen kann. Im schlimmsten Fall sind deutlich sichtbare Knochenfehlstellungen und Beinverkrümmungen die Folge.

Die ersten Indizien sind bei zwei bis drei Monaten alten Säuglingen zu beobachten. Sie sind oftmals sehr unruhig und produzieren übermäßig viel Schweiß am Hinterkopf. Ab dem vierten Monat bildet sich ein sogenannter Froschbauch. Damit ist ein im unteren Bereich breit positionierter Brustkorb gemeint, der im Zusammenspiel mit einer mangelnden Bauchmuskulatur auftaucht. Die Babys erleiden Verstopfungen und es werden Knochenerweichungen am Schädel sichtbar. Hinzutreten Verformungen der Wirbelsäule (Skoliose) und Muskelkrämpfe. Schließlich flacht der Kopf zusehend ab und es entsteht ein quadratischer Schädel.

Erwerben Erwachsene eine sogenannte Rachitis neu, wird diese als Osteomalazie bezeichnet. In diesem Fall treten keine Knochenverformungen wie bei Babys auf, sondern die Menschen leiden an dumpfen Kopfschmerzen und häufigen Knochenbrüchen. 

2. Knochenschmerzen und Rückenschmerzen

Die Rachitis oder Osteomalazie geht auf einen gestörten Kalzium-Phosphat-Stoffwechsel zurück. Denn Vitamin D ist für die Aufnahme von Kalzium und Phosphat entscheidend. Ein Mangel dieser beiden Komponenten muss nicht gleich zu einer ausgewachsenen Erkrankung führen, sondern kann sich auch zunächst in einfachen Knochen- und Rückenschmerzen zeigen.

3. Verzögertes Schließen der Fontanelle bei Kleinkindern

Der Kopf eines Säuglings besteht aus mehreren miteinander verbundenen Schädelplatten. Die Spalten zwischen den Platten nennt man Fontanellen. Der erste Spalt schließt sich schon nach circa drei Monaten, während der letzte erst zusammenwächst, sobald das Kind 1,5 bis 2 Jahre alt ist. Schließen sich die Fontanellen zeitverzögert, kann dies auch auf einen gestörten Kalzium-Phosphat-Stoffwechsel und damit auf einen Vitamin-D-Mangel hinweisen.

4. Müdigkeit

Wenn Menschen sich tagelang müde und schlapp fühlen, obwohl sie ausreichend Schlaf bekommen haben, kann dies ebenfalls in einem Vitamin-D-Mangel begründet sein. Fallstudien legen nahe, dass niedrige Werte an Vitamin D zu langanhaltender Müdigkeit führen. Besonders betroffen sollen hiervon Frauen sein.

5. Muskelschmerzen

In einer norwegischen Studie wurde Patienten untersucht, die an Kopfschmerzen, Müdigkeit und Muskelschmerzen litten. Rund 58 % der Menschen hatten niedrige Vitamin-D-Werte. Chronische Muskelschmerzen, die über einen normalen Muskelkater hinausgehen, können mithin auf einen Mangel an Vitamin D hindeuten.

6. Depressionen

Vitamin D unterstützt die Produktion von Serotonin, das bekanntlich als Glückshormon einen entscheidenden Einfluss auf unsere Stimmung nimmt. Verfügt der menschliche Organismus nicht über genügend Vitamin D, kann dies die Herstellung von Serotonin negativ beeinflussen. Das kann Stimmungsschwankungen und Depressionen zur Folge haben.

7. Gestörte Wundheilung

Im Idealfall heilt der Körper sich selbst und ist nicht auf zusätzliche Mittel angewiesen. Wenn die Selbstheilungsmechanismen allerdings stark beeinträchtigt sind und Wunden beispielsweise nicht von allein heilen, kann dies auf zu wenig Vitamin D im Körper hinweisen. Denn Vitamin D spielt eine sehr wichtige Rolle bei der Bekämpfung von Entzündungen.

8. Konzentrationsschwäche

Ein häufig übersehenes Symptom für Vitamin-D-Mangel ist Konzentrationsschwäche. Immer dann, wenn dem Körper auch andere essenzielle Vitalstoffe fehlen, kann ein Vitamin-D-Mangel Auffälligkeiten im Verhalten zeigen – wie beispielsweise Konzentrationsschwierigkeiten.

9. Haarbruch sowie -ausfall

Ergrauen die Haare oder fallen gar aus, wird dies oftmals dem leidigen Stress zugeordnet. Oftmals mag das stimmen. Aber es können durchaus auch andere Faktoren zu Haarausfall führen – wie eben Vitamin-D-Mangel. Eine Studie hat mittlerweile gezeigt, dass es auch einen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Armut und der Autoimmunkrankheit Alopezie areata geben kann.³

10. Anfälligkeit für Infekte

Vitamin-D-Mangel schwächt das eigene Immunsystem und macht anfällig für Infekte. Menschen mit einem ohnehin geschwächten Immunsystem nützt Vitamin D in ausreichend hoher Dosierung zur Abwehr von Infekten. Die Zufuhr beugt Atemwegsinfekten vor und senkt den Antibiotikaverbrauch – zumindest laut einer Studie, die bisher publiziert Studienergebnisse zusammengefasst und ausgewertet hat.4

Welche Risikogruppen leiden häufig an Vitamin-D-Mangel?

Gewisse Personengruppen haben ein erhöhtes Risiko, zu wenig Vitamin D zu bekommen.

Zu diesen Risikogruppen gehören all jene,

  • die zu wenig Sonnenbestrahlung tanken,
  • deren Vitamin-D-Produktion altersbedingt abnimmt,
  • die einen dunklen Hauttyp haben und
  • die ungenügend Vitamin D durch ihre Nahrung aufnehmen (Veganer).

Veganer

Veganer können ihren Bedarf an Vitamin D über die Nahrung kaum decken. Das liegt daran, dass pflanzliche Lebensmittel kaum Vitamin D enthalten und dies vielmehr in tierischen Produkten vorhanden ist.

Schwangerschaft​

Besonders in der Schwangerschaft erhöht ein Vitamin-D-Mangel das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und für Knochenentwicklungsstörung beim Baby.

Übergewicht​

Übergewichtige Menschen müssen auch auf eine gute Vitamin-D-Versorgung großen Wert legen, da das Fettgewebe das Vitamin nicht wieder abgibt, sondern einlagert.

Spezielle Krankheiten​

Spezielle Krankheiten fördern darüber hinaus das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel.  Dazu gehören:
  • Zöliakie
  • Morbus Crohn
  • Chronische Niereninsuffizienz
  • Krebs und
  • Zystische Fibrose.

Arzneimittel​

  • Auch einige Arzneimittel können einen Mangel begünstigen. Zu ihnen zählen:
    • Kortison,
    • HIV-/AIDS-Medikamente,
    • bestimmte Pilzmittel
    • Cholestyramin,
    • Antiepileptika und
    • Glukokortikoide

Wie lässt sich der Vitamin-D-Spiegel testen?

Idealerweise haben Menschen Werte von über 30 Nanogramm Vitamin D pro Milliliter Blut. Bei bereits unter 20 Nanogramm diagnostiziert der Arzt einen Vitaminmangel. Es wird dann die tägliche Einnahme von Tabletten oder Tröpfchen (25 Mikrogramm) empfohlen.

Neben der üblichen Bluttestung beim Arzt ist auch ein Selbsttest zur Identifizierung des Vitamin-D-Spiegels möglich. Hierfür schicken man einige Tropfen Blut auf einem Kärtchen an ein zuständiges Labor;  und das entsprechende Ergebnis folgt einige Tage später per E-Mail oder Post.

Was kann ich gegen einen Vitamin-D-Mangel tun?

Rund 80 bis 90 Prozent des erforderlichen Vitamin D muss der menschliche Organismus unter der Einflussnahme der Sonneneinstrahlung eigenständig produzieren.

  • Mit der Unterstützung der Sonne wird primär in der Haut die Vitamin-D-Vorstufe Cholecalciferol hergestellt, die dann in der Leber zum 25-OH-Vitamin-D3 (Calcidiol) transformiert und im Fettgewebe sowie den Muskeln gelagert wird.
  • Falls Bedarf besteht, wird dieses in der Leber und in der Niere zu Calcitriol umgesetzt, das der Organismus benötigt, um Phosphat und Kalzium aus der Nahrung im Darm aufzunehmen.


Das Maß der Dinge ist also eine gesunde Ernährung und Bewegung an der frischen Luft, wenn die Sonne scheint. Selbst in unseren Breitengraden geht in den Frühlings- und Sonnenmonaten recht einfach. Im Winter jedoch ist es schwieriger, die natürliche Bildung von ausreichenden Mengen Vitamin D zu sichern – und es kann zu einer Unterversorgung kommen.

Leider können lediglich 10 bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs über die Nahrung abgedeckt werden. Auch mit Lebensmitteln, die mit Vitamin D versehen sind, wie Fisch, Eier, Milchprodukte, wird die Versorgung nicht sichergestellt.

Ist die eigene Produktion gestört oder mangels Sonnenlicht nicht ausreichend möglich, kann die zusätzliche Zufuhr über Vitamin-D-Präparate durchaus sinnvoll sein. Die Einnahme sollte mit der Hausärztin oder dem Hausarzt besprochen werden, insbesondere dann, wenn Medikamente eingenommen werden, mit denen Wechselwirkungen eintreten könnten, und um eine Überdosierung zu vermeiden.

In der Regel braucht der Körper mehrere Wochen, bis das zugeführte Vitamin D wirkt. Das ist aber je nach Person unterschiedlich, sodass keine pauschalen Angaben gemacht werden können.

Auf einen Blick: Symptome für Vitamin-D-Mangel

  • Vitamin D ist kein Vitamin, sondern die Vorstufe eines Hormons.
  • Vitamin D fördert die Calcium- und Phosphataufnahme.
  • Damit ist Vitamin D essenziell für den Aufbau von Knochen und Zähnen.
  • Mangelerscheinungen sind primär Störungen im Knochenaufbau und Knochenschmerzen.
  • Weitere Symptome können u.a. Haarausfall, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Infektanfälligkeit, Depressionen, Muskelschwäche und gestörte Wundheilung sein.
  • Zu den hauptsächlichen Risikogruppen für eine Mangelerscheinung aufgrund Vitamin-D-Mangels zählen ältere Menschen, dunklere Hauttypen, Veganer sowie Menschen, die täglich wenig Sonnenstrahlen ausgesetzt sind.
  • Vitamin-D-Präparate können nach festgestellter Mangelerscheinung in richtiger Dosierung sinnvoll sein.

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Wichtig zu wissen

Leidest Du an Beschwerden, bestimmten Erkrankungen oder vermutest Mangelerscheinungen? Dann suche bitte unbedingt eine Ärztin oder einen Arzt auf, um das zu besprechen.

Quellen

Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D. Gemeinsame FAQ des BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung), der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.) und des MRI (Max Rubner-Institut) vom 22. Oktober 2021. URL: https://www.dge.de/wissenschaft/faqs/vitamin-d/ (zuletzt abgerufen am 23.05.22).

2 Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie zur Rolle von Vitamin D in der Corona-Pandemie. Vom 11.02.2021. URL: https://www.endokrinologie.net/aktuelles-details/stellungnahme-vitamin-d-corona-pandemie.php (zuletzt abgerufen am 23.05.2022).

3 S. Lee, B.J. Kom, C.H. Lee und W.S. Lee: Increased prevalence of vitamin D deficiency in patients with alopecia areata: a systematic review and meta-analysis. Erstmals veröffentlicht: 06.04.2018. Dermatology and Venerelogy. Volume 32. Issue 7. Seiten 1214-1221. URL Abstract: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jdv.14987 (zuletzt abgerufen am 23.05.2022).

4 Martineau, A. R., Jolliffe, D. A., Hooper, R. L., Greenberg, L., Aloia, J. F., Bergman, P., Camargo, C. A. (2017). Vitamin D supplementation to prevent acute respiratory tract infections: systematic review and meta-analysis of individual participant data. British Medical Journal, 356(I6583).

Weiterführende Literatur:

Bundesinstitut für Risikobewertung: Vitamin D, das Immunsystem und COVID-19. Mitteilung Nr. 015/2021 des BfR vom 14. Mai 2021. URL: https://www.bfr.bund.de/cm/343/vitamin-d-das-immunsystem-und-covid-19.pdf (zuletzt abgerufen am 18.05.2022).

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