Was ist Vasopressin?
Vasopressin ist ein sogenanntes Peptidhormon, das bei Menschen aus neun Aminosäuren besteht. Es ist auch als antidiuretisches Hormon (ADH) oder Adiuretin bekannt. Der Begriff antidiuretisch bezieht sich darauf, dass das Hormon der Harn- bzw. Wasserausscheidung über die Nieren entgegenwirkt.
Adiuretin wird von den Nervenzellen im Hypothalamus produziert und im Hypophysenhinterlappen gespeichert. Wenn die entsprechenden Rezeptoren im Körper einen Bedarf signalisieren, wird ADH an das Blut abgegeben. Über die Blutbahn gelangt es dann zu den Zellen der Sammelrohre der Nieren.
Welche Funktion hat Vasopressin im Körper?
- Vasopressin spielt im menschlichen Körper eine entscheidende Rolle für den Wasserhaushalt und die Regulierung des Blutdrucks.
- Zu einer vermehrten Freisetzung von Adiuretin kommt es unter anderem bei Schmerzen, Verletzungen und starkem Stress.
- ADH sorgt dafür, dass dem Harn in den Nieren Wasser entzogen wird. Das ist wichtig, wenn ein Wassermangel herrscht oder das Blutvolumen zu gering ist.
- Durch die Rückresorption von Wasser aus dem Harn werden der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen und das Blutvolumen erhöht.
- Außerdem besitzt das antidiuretische Hormon eine gefäßverengende Wirkung. Diese gewährleistet bei Flüssigkeitsverlust einen konstanten Blutdruck.
Welche Ursachen hat ein Vasopressinmangel?
Wenn der Organismus nicht genug ADH bildet bzw. freisetzt, kommt es zu einem Vasopressinmangel. Dafür können diverse Erkrankungen des Gehirns verantwortlich sein.
Mögliche Ursachen für die unzureichende Bildung von Vasopressin sind z.B.:
- Tumore im Bereich der Hypophyse oder des Hypothalamus,
- Entzündungen des Gehirns oder der Hirnhäute sowie
- eine fehlende Blutversorgung des Hypothalamus.
Beeinträchtigung der Wirkung von Vasopressin
Neben einer unzureichenden Freisetzung kann es auch vorkommen, dass die Wirkung des antidiuretischen Hormons beeinträchtigt ist. In diesem Fall treten Mangelerscheinungen auf, obwohl eigentlich genug ADH zur Verfügung steht. Mögliche Ursachen dafür sind chronische Erkrankungen der Nieren und angeborene genetische Defekte.
Welche Folgen hat ein Vasopressinmangel?
Ein Vasopressinmangel hat ein Erkranken an Diabetes insipidus zur Folge. Diabetes insipidus führt dazu, dass das Wasser in den Sammelrohren der Nieren nicht mehr zurückgewonnen werden kann und der Körper große Mengen davon ausscheidet.
Betroffene haben einen stark verdünnten Urin und verlieren zum Teil beim Urinieren pro Tag rund 20 Liter Flüssigkeit. Das übermäßige Wasserlassen führt zwangsläufig zu starkem Durst. Deshalb müssen Patienten mit Diabetes insipidus sehr viel trinken.
Symptome: Wie äußert sich Diabetes insipidus?
Oftmals gelingt es Betroffenen nicht, den Flüssigkeitsmangel auszugleichen und ein Austrocknen des Körpers zu verhindern. In diesem Fall äußert sich Diabetes insipidus noch mit weiteren Symptomen wie:
- trockener Haut und Schleimhaut,
- zu niedrigem Blutdruck
- sowie Krampfanfällen
- und Verstopfung.
Wie wird Diabetes insipidus behandelt?
Bei Verdacht auf Diabetes insipidus sollte man sich zeitnah an einen Arzt wenden. Dieser wird für seine Diagnose unter anderem die ADH-Werte und die Elektrolyt-Konzentration bestimmen. Die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen hängen vom Auslöser ab.
Lassen sich die Beschwerden auf einen ADH-Mangel zurückführen, ist die Gabe von Vasopressin bzw. synthetischen Formen des Hormons üblich.1 Davon abgesehen muss gegebenenfalls auch die verantwortliche Grunderkrankung behandelt werden.
Welche Ursachen hat ein Vasopressinüberschuss?
Neben einem Vasopressinmangel kann es aus verschiedenen Gründen auch zu einem Vasopressinüberschuss kommen. Mögliche Ursachen für die übermäßige Freisetzung des antidiuretischen Hormons sind z.B.:
- die Einnahme bestimmter Medikamente,
- einige Formen von Lungenkrebs,
- Hirnhautentzündungen und andere Gehirnerkrankungen
- sowie Lungenentzündungen.
Welche Folgen hat ein Vasopressinüberschuss?
Stark erhöhte ADH-Werte führen zu einem Erkranken am Schwartz-Bartter-Syndrom. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Syndrom der inadäquaten ADH-Sekretion bzw. von SIADH.2
Während Diabetes insipidus mit einer übermäßigen Wasserausscheidung verbunden ist, ist bei SIADH genau das Gegenteil der Fall. Der Körper scheidet zu wenig Wasser aus. Dadurch wird das Blut stark verdünnt und es kommt zu einer sogenannten Hyponatriämie.
Symptome: Wie äußert sich das Schwartz-Bartter-Syndrom?
Der ADH-Überschuss äußert sich vor allem durch auffallend geringe Urinmengen sowie durch eine dunkle Farbe des Urins. Außerdem kommt es durch den mit der Blutverdünnung verbundenen Natriummangel zu Symptomen wie:
- Müdigkeit und Kopfschmerzen,
- Übelkeit und Erbrechen
- sowie Appetitlosigkeit
- und Reizbarkeit.
Wie wird SIADH behandelt?
Bei Symptomen eines zu hohen Vasopressinspiegels sollte man sich selbstverständlich an einen Arzt wenden. Der Arzt kann die ADH-Werte sowie die Elektrolyt-Konzentration im Blut bestimmen und verschiedene weitere Untersuchungen vornehmen.
Wie das Schwartz-Bartter-Syndrom behandelt werden muss, lässt sich nicht pauschal sagen. Je nach Auslöser können andere Maßnahmen erforderlich sein, um den Vasopressinspiegel zu senken und den Wasserhaushalt zu normalisieren.
Alkohol hemmt die Freisetzung von Vasopressin
Vasopressin: Einsatzmöglichkeiten als Medikament
Aufgrund seiner antidiuretischen und gefäßverengenden Wirkung kommt Vasopressin auch als Medikament zum Einsatz. In Form des synthetischen Analogons Desmopressin wird ADH z.B. zur Behandlung von Patienten mit Diabetes insipidus verwendet.
Überdies wird Vasopressin aufgrund seiner blutdrucksteigernden Wirkung genutzt, um akute Schockzustände zu behandeln. Zu diesem Zweck ist es üblich, Patienten das antidiuretische Hormon in Kombination mit Noradrenalin zu verabreichen.
Das Wichtigste zu Vasopressin auf einen Blick
- Vasopressin wird von den Nervenzellen im Hypothalamus gebildet und im Hypophysenhinterlappen gespeichert.
- Das antidiuretische Hormon ist wichtig für den Wasserhaushalt und sorgt in den Nieren für die Rückresorption von Wasser aus dem Harn.
- Außerdem besitzt Adiuretin eine gefäßverengende Wirkung und ist an der Regulierung des Blutdrucks beteiligt.
- Ein Vasopressinmangel führt zu einem Erkranken an Diabetes insipidus, was mit einem hohen Wasserverlust verbunden ist.
- Stark erhöhte ADH-Werte im Blut haben ein Erkranken an SIADH bzw. am sogenannten Schwartz-Bartter-Syndrom zur Folge.
- Aufgrund seiner antidiuretischen und gefäßverengenden Wirkung verwendet man Vasopressin auch als Medikament.
Wichtig zu wissen
Quellen
1 National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases: Diabetes insipidus. URL: https://www.niddk.nih.gov/health-information/kidney-disease/diabetes-insipidus (zuletzt aufgerufen am: 07.10.2022).
2 MedlinePlus: Syndrome of inappropriate antidiuretic hormone secretion. URL: https://medlineplus.gov/ency/article/000314.htm (zuletzt aufgerufen am: 07.10.2022).